Workshop Berliner Atelierhäuser United

Workshop Berliner Atelierhäuser United

Alle Fotos: © Linda Hanses @lindahanses

Am 25. März 2023 erweiterten wir uns lokales Netzwerk aus Treptow-Köpenick, um auch den Rest der Stadt Berlin und deren Ateliergemeinschaften kennen zu lernen. Dabei wurde deutlich, in welch prekären Mietverhältnissen etliche Künstler:innen in der Kulturhauptstadt arbeiten. Nach diesem Auftakttreffen soll es weitere Netzwerktreffen geben, in denen dann auch konkretere Maßnahmen und Ziele besprochen werden, um unsere Sitation zu verbessern.

 

Das Netzwerk Ateliergemeinschaften
Treptow-Köpenick stellt sich vor

Das Netzwerk repräsentiert derzeit über 500 Künstler:innen im Bezirk Treptow-Köpenick, von denen 48% von Verdrängung bedroht sind. Der weit überwiegende Teil dieser Künstler:innen fällt auf Grund der jeweiligen Lebens- und Einkom-
menssituation und/oder des Engagements in einer Ateliergemeinschaft nicht unter die Kriterien eines Arbeitsraumes aus dem Atelierförderprogramm des Berliner Senats.

Auch dank einer Förderung durch den Fonds Soziokultur und mit Sondermitteln der BVV TK, hat das Netzwerk in einem Prozess von 2021 und 2022 mehrere Workshops auf Bezirksebene mit den Fachämter und Politiker:innen durchgeführt. So konnte die prekäre Situation der Häuser tief im Bewusstsein der Lokalpolitk verankert werden und gemeinsam erste, konkrete Lösungsansätze dargestellt werden.

Klar ist aber auch, dass der Bezirk oft an seine Kompetenzgrenzen stößt und die Zusammenarbeit mit der Landespolitik benötigt wird. Daher ging das Netzwerk ab 2023 in den vermehrten Austausch mit der Landesebene. In einem gemeinsamen Treffen mit SenKult und dem Bezirksstadtrat für Schule, Weiterbildung, Schule und Sport, Marco Brauchmann, wurde uns Unterstützung zugesagt, Vorgespräche mit SenStadt und dem bbk berlin haben bereits stattgefunden oder sind in Planung.

Dem NWAGTK schwebt ein Runder Tisch in Berlin vor, der die verschiedenen Stakeholder dauerhaft in den Austausch bringt, um die vielfältige, komplexe Gemengelage um den Erhalt und die Bestandserweiterung kreativer Produktionsorte sowohl kurzfristig und langfristig strukturell zu bearbeiten. Kontakt mit Investor:innen hat das Netzwerk bisher noch nicht aufgenommen. Diese werden aber mitgedacht und sollen in einem Austauschformat mit an den Lösungstisch.

 

 

Berliner Atelierhäuser stellen sich vor

 

Für den Vorstoß auf die Landesebene ruft das NWAGTK zu einer landesweiten Vernetzung von Berliner Atelierhäusern auf. Um die Situation der Atelierhäuser in Berlin besser kennenzulernen, stellen sich die anwesenden Künstler:innen vor: (Hier in alphabetischer Reihenfolge)

Adalberta

Adalbertrasse, Berlin Kreuzberg
Vertreten durch Talya Lubinsky

Ateliergemeinschaft

(Wilhelminenhofstr. 83–85)
Vertreten durch Patrizia Bach.

Atelierhaus am Treptower Park e.V.

Vereinsgründung 2014 um gemeinsam die historische, unsanierte Halle E der Schuckerthöfe als Atelierstandort anzumieten.
Vertreten durch Irene Pätzug.

Alte Münze

Die Alte Münze ist eine sich selbst tragende Zwischennutzung der Spreewerkstätten/Projekt030 mit 8 Ateliers, Einzel wie Gemeinschaft. Senat ist Eigentümer.

Vertreten durch Franziska Harnisch.

BLO Ateliers, Lockkunst e.V.

Der basisdemokratisch organisierte Verein mietet und vermietet an Handwerkerinnen und Künstler weiter.
Vertreten durch Alexander Dammeyer

Eine für Alle EG

Die Eine Für Alle Genossenschaft ist eine Dachgenossenschaft für Gruppen in Berlin und betreut Atelierhäuser: Osdorfer Straße, Lause 10, Tabau Fabrik, Ratibor 14
Vertreten durch Frieder Rock.

KunstEtagenPankow e.V.

Vereinsgründung als Künstlergruppe KunstEtagen Pankow (KEP) im Jahre 2014.
Eigentümer: berlinovo, Hausverwaltung: GSE Nach einer einjährigen Zwischenmiete bekamen wir eine Verlängerung um 2 Jahre bis einschließlich 31.12.2023. Vertreten durch Marie-Ulrike Callenius und Ralf Bergel.

Lacuna Lab

Nach mehrmaligem Verkauf des Gebäudes läuft der Vertrag Ende April aus.
Vertreten durch Nayelli Vega.

Meinblau e.V.

Seit 2016 ist die Pfefferwerk Stadtkultur Eigentümerin (Teilbaurecht). Seit 2017 Vermietung an die GSE (Gesellschaft für StadtEntwicklung gGmbH, Treuhänder des Landes Berlin). Untervermietung an uns bis 2030, frei werdende Ateliers müssen
über den bbk Berlin ausgeschrieben werden.
Vertreten durch Anne Hölck

Atelierhaus Mengerzeile e.V.

Eigentümer: Argos Real Estate
Mietdauer bis 31.12.2042 mit Option auf Verlängerung.
Vertreten durch Eva Noack.

Moving Poets Berlin / Novilla

Eigentümer:in: Stadt Berlin / BIM
Vermietung: Kulturraum GmbH (keine Befristung).
Vertreten durch Lutz Längert.

p:photography unlimited e.V.

p: photography unlimited berlin hat in Berlin-Oberschöneweide einen Ort mit Werkstätten und Laboren eingerichtet, an dem die besten Voraussetzungen herrschen, um gute Kunst zu schaffen. Zweck des Vereins ist es, die künstlerische Fotografie als Kunstform in ihren analogen wie digitalen Ausprägungen zu erhalten, ihre Produktion zu fördern und vor allem ihre Weiterentwicklung zu ermöglichen.
Der Verein nutzt die Atelier- und Werkstatträume einer alten Batteriefabrik im Rahmen eines Mietvertrags.
Vertreten durch Christina Zwirner

Atelierhaus Prenzlauer Promenade e.V.

Die GSE hat 2017 einen Generalmietvertrag mit städtischen Wohnungsbaugesellschaft Berlinovo (Eigentümerin des Hauses) abgeschlossen. Seit dem versucht die GSE in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, dem Atelierbüro und der Kulturraum GmbH den Aufbau des Kulturstandortes (minimal Sanierung des Hauses). Bisher werden lediglich wurden Räume an Zwischennutzer*innen (Bildende Kunst) vermietet. Die Pauschalmietverträge d. Vereinsmitglieder
laufen zum Sommer des Jahres aus. Sehr wahrscheinlich muss dann sogenannte Kostenmiete gezahlt werden von ca. 8,90 Euro. Längerfristig würden dadurch Künstler*innen des Vereines verdrängt.
Vertreten durch Metchild Beckmann und Pedro Boese.

Mietergenossenschaft rs20 eG

Die Genossenschaft ist sicher, keine Probleme (ausser mit Lärm und Nachbarn).
Vertreten durch Oliver Möst

Flutgraben e.V.

Selbstverwaltung
Gastgeber:in

KAOS Berlin

(Kreative Arbeitsgemeinschaft Ober Schöneweide)
Kreativstandort für Handwerk, Design, Kunst und Medien. Mietvertrag bis 2024 mit privaten Besitzern.
Vertreten durch Volker Ruess und Elisabeth Schuster.

Kulturhaus Bouché e.V.

Nutzungsverträge mit Cabuwazi / Grenzkultur gGmbH im bezirkseigenen Gebäude, das nun denkmalgerecht saniert wird. Neues Nutzungskonzept wird erarbeitet.
Vertreten durch Astrid Menze.

TIO

Tempelhofer Ufer. Wir sind 15 Künstler:innen und haben jeweils nur für ein Jahr Verträge.
Verteten durch Una Daly und Jan Vormann.

Treptow-Ateliers e.V.

2018 – Kündigung in der Mörikestraße
Seit 2018 – Suche nach neuen Räumen (über 90 Objekte angesehen)
2019 Konzeptentwicklung für Wilhelminenhofstr. 90a
Seit 2020 in der Wilhelminenhofstraße 83-85
Seit 2023 in der Wilhelminenhofstraße 77
Vertreten durch Sebastian Körbs und Lydia Paasche

Uferhallen e.V.

Heute befinden sich auf dem 18.900 qm großen Areal neben 80 Ateliers auch Atelierwohnungen, Tanz- und Proberäume, Tonstudios, eine Ausstellungshalle, Werkstätten, Gastronomie- und Veranstaltungsräume. 150 Personen leben und arbeiten hier. 2007 von der Uferhallen Immobilen AG als Kunststandort entwickelt, wurde das Uferhallen-Areal 2017 von dem Firmengeflecht der Samwer-Brüder durch Erwerb der Aktienmehrheit übernommen.
2019 wurde ein Bauvorhaben vorgestellt, welches eine massive Nachverdichtung mit vielgeschossigen Neubauten auf dem Gelände vorsieht. Damit verbunden war das Versprechen an die Künstler*innen, dass ihre Mietflächen erhalten bleiben.
Die bisher vorliegenden Angebote der Eigentümer zur künftigen Miethöhe sind jedoch für die derzeitigen Nutzer*innen nicht bezahlbar. Damit wäre die Kontinuität unseres Kulturbetriebes beendet und die Identität der Uferhallen zerstört. 2019 haben die ansässigen Künstler*innen sich zum Uferhallen e.V. zusammengeschlossen, mit dem Ziel das denkmalgeschützte Ensemble zu erhalten und langfristig als Kunststandort zu sichern.

2022 stellten die Eigentümer der Uferhallen, die Vertreter der Marema GmbH, ihre Planungsziele erstmalig einer breiten Öffentlichkeit vor. Die massive Überbauung des Areals und die geplante Nutzungsmischung mit einem 85%igen Wohnanteil
gerechnet auf das Neubauvolumen weckt Zweifel, ob sich der Kulturstandort Uferhallen gegen eine überproportionale Wohnnutzung behaupten kann. Anfang 2023 wurde verkündet, dass die im Bebauungsplanverfahren zu verhandelnden Bauvorhaben erst mal auf Eis liegen und man sich zu keinerlei Absprachen des mit dem B-Plan verknüpften LOI verpflichtet sehe. Eine erste Vorabbebauung unabhängig des B-Plans soll jedoch bereits Ende des Jahres 2023 beginnen.
Vertreten durch Stefan Alber.

Ateliers Urbanstraße

10 Ateliers + Projektraum. Das Haus wird verkauft. Vertreten durch David Allen und Ruaf van der Sman.

XTRO Ateliers

Mietvertrag endet Sept. 2026. Eigentümer entwickeln den Industriestandort zu Studentencampus, Wohnungen, stillem Gewerbe. Atelierflächen sollen erhalten bleiben, bisher aber nur Lippenbekenntnis. Sicher ist, dass die Mieten deutlich steigen werden. Vertreten durch Stefka Ammon.

Anwesend waren auch einige Einzelateliers, die vielfach in prekären Mietverhältnissen arbeiten.

 

Gemeinsame Ziele und Ideen

 

Das Netzwerk Ateliergemeinschaften Treptow-Köpenick (NWAGTK) fordert die Etablierung eines Rundes Tisches nach dem Vorbild des Runden Tisches der Liegenschaftspolitik. Dauerhaft und mit Beteiligung der Landesebene, der Bezirke, der
Verbände und Investor:innen. Kultur, Wirtschaftsförderung, Bau, Stadtplanung und Soziales sind beteiligte Fachämter.
Dafür braucht es die Unterstützung und Vernetzung auf Landesebene mit weiteren Berliner Atelierhäusern.

 

In der offenen Diskussion kristallisierten sich mehrere Vorschläge heraus:

  • Es braucht fokussierte und griffige, klare und große Forderungen an die Politik von allen Künstler:innen. Die wollen wir gemeinsam formulieren. Dabei werden die Bezirksebenen und die Landesebene als Adressaten mitgedacht (zB Quoten für die Bezirke // 3% Flächen an Kultur // Kulturfördergesetz auf Landesebene ähnlich wie Sportfördergesetz) // ..)

 

  • Es gibt eine Förderlücke für Ateliergemeinschaften, die geschlossen werden sollte. Es braucht Förderinstrumente nicht nur für Einzelkünstler:innen, sondern speziell auch für Gruppen.

 

  • Auch das Kleingewerbe in Berlin hat ähnliche Probleme, eine Vernetzung in dieser Richtung würde also durchaus Sinn machen. Das Gewerberecht zu verbessern würde auch den Ateliergemeinschaften, Kunsthäusern und anderen Einheiten
    mit Berliner Mischung helfen.

 

 

Ausblick

Die Künstler:innen halten Rücksprache mit ihren Ateliergemeinschaften. Das Treffen soll fortgesetzt werden, um dann konkretere Forderungen zu formulieren. Das Netzwerk der Ateliergemeinschaften Berlin soll ausgebaut werden!

Ziel ist die Schaffung eines permanenten Dialogformats mit allen Stakeholdern, das die komplexen Situationen der Räume für Kulturproduktion in tragfähige Lösungen überführt.

Berlin muss als Kulturhauptstadt erhalten bleiben.